Kiepenlisettken

Der wandernde Liefer- und Nachrichtendienst

Wenn du heute etwas kaufen möchtest, gehst du normalerweise in ein Geschäft. Oder du bittest einen Erwachsenen, für dich etwas im Internet zu bestellen. Auch Informationen tauschen die Menschen heute am Telefon oder über das Internet aus. Früher funktionierte das alles noch ein bisschen anders. Da gab es noch keine Supermärkte und auch noch keine Paketdienste. Auch Autos und öffentliche Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn gab es damals noch nicht.

Was das Ganze mit Schalksmühle zu tun hat? Ganz einfach: Auf dem Rathausplatz, mitten in Schalksmühle, steht die Bronzefigur einer Frau – das sogenannte „Kiepenlisettken“. Aber „Kiepenlisettken“ war natürlich ihr echter Name. Eigentlich hieß sie nämlich Lisette Cramer. Ihr Mädchenname (also ihr Name, bevor sie geheiratet hat) war Buschhaus. Geboren ist sie in Kierspe am 26. Januar 1845.

Schau dir das Kiepenlisettken mal genauer an: Sie trägt feste Stiefel, einen langen Mantel und ein Kopftuch. In den Händen hält sie einen Regenschirm, auf dem Rücken trägt sie eine sogenannte Kiepe. Eine Kiepe ist ein hoher Tragekorb, in dem man Dinge transportieren konnte – ähnlich wie ein Rucksack.

Lisette Cramer war früher in und um Schalksmühle herum sehr bekannt. Sie zog als Handelsfrau mit ihrer Kiepe auf dem Rücken von Hof zu Hof und von Ort zu Ort. Ihre Kiepe war immer bis zum Rand gefüllt mit Waren für den täglichen Gebrauch. So hat sie den Menschen früher zum Beispiel Nadeln, Knöpfe oder auch Garn bis nach Hause gebracht. Damit verdiente sie ihr Geld.

Als junge Frau wanderte sie sogar bis weit über den heimischen Raum hinaus. Sie lief mit schwerem Gepäck auf dem Rücken zu Fuß bis nach Mainz, Frankfurt oder Einbeck gewandert. So hat sie manchmal auf einem Weg bis zu 200 Kilometer zurückgelegt. Zu Fuß dauerte ein solcher Weg dann auch schon mal mehrere Tage!

Den weiten Weg nach Mainz, Frankfurt oder Einbeck nahm sie früher auf sich, weil dort Soldaten aus Schalksmühle oder Halver stationiert waren. Denen brachte sie damals Pakete und Briefe von ihren Familien und nahm auch Post mit zurück nach Halver und Schalksmühle.  

Eigentlich war es damals übrigens nicht üblich, dass Frauen diese Arbeit machten. Aber sie war damals jung und kräftig – und sie musste Geld für ihre Familie verdienen. So wurde aus Lisette Cramer also dann das Kiepenlisettken. Sie war immer viel unterwegs – und die Menschen mochten sie gern, weil sie so freundlich war.